Information: Software-Patente unter der Lupe [5]
Das Patent-System ist ein Relikt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals
erschien es wünschenswert, einem Erfinder quasi ein langjähriges Monopol
einzuräumen. Dieser Standpunkt war schon immer strittig.
Neuere Studien kommen nun aber ausnahmslos zu dem Schluss, dass Patente für
die Wirtschaft als Ganzes eher schädlich als förderlich sind.
Dennoch werden Patente immer noch von vielen als sinnvolles Instrument zur
Förderung von Innovation angesehen.
Für eine solche wohlfahrtsteigernde Wirkung gibt es aber, wie schon gesagt,
keine empirischen Befunde. Man muss hierbei beachten, dass Patente nicht nur
Erträge bringen, sondern auch Kosten verursachen. Was am Ende in der
volkswirtschaftlichen Bilanz überwiegt, ist nicht so einfach ersichtlich.
Als anschauliches Beispiel seien Länder wie die Schweiz oder die Niederlande
genannt, die im 19. Jahrhundert noch kein Patentsystem hatten. Eine negative
Wirkung auf deren Wirtschaft war nicht festzustellen.
Vielmehr entstanden in dieser Zeit die schweizerische Chemieindustrie und der
niederländische Philips-Konzern. Erst durch Druck aus dem Ausland, wurde in
diesen Ländern ein Schutzrechtsystem eingeführt
[1].
Ein Wirtschaftszweig, der auch hierzulande ohne Patentschutz schon seit
Jahrzehnten floriert, ist die mitunter sehr schnelllebige Software-Industrie.
Diese Branche widerlegt ebenfalls eindrucksvoll die Behauptung, dass
Innovationen nur entstehen, wenn es Schutz durch Patente gibt. Es wäre
richtiger zu sagen, dass sich die Software-Unternehmen gerade deshalb so gut
entwickeln konnten, weil es keine Hindernisse durch Patente gab.
Hierzu sei auf die Entstehungsgeschichte des World Wide Web (WWW) verwiesen.
Der Erfinder Sir Tim Berners-Lee, der 1991 am Schweizer Kernforschungszentrum
CERN in Genf arbeitete, verzichtete damals bewusst auf eine Patentierung.
In seinen Memoiren
[2]
schrieb er, dass er zwar erwogen hatte eine
Start-up-Firma zu gründen, diesen Plan aber verworfen habe, weil er zu
riskant war. "Bei einem proprietären System wären sofort andere mit einem
Konkurrenzprodukt auf den Markt gegangen", schreibt er. Und: "dann wäre
es nie zu dieser enormen Interoperabilität gekommen, für die das Web heute steht".
In einem Interview im Spiegel
[3]
sagte er, "dass die Entwicklung, die das
Netz genommen hat, gerade deshalb so rasant war, weil jeder Software für das
Web entwickeln konnte, ohne sich um Lizenzen oder Copyrights scheren zu
müssen".
Hier finden Sie eine Sammlung von volkswirtschaftlichen Studien über die
negativen Auswirkungen von Software-Patenten ...
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[1] Kurz, Peter: "Weltgeschichte des Erfindungsschutzes", Carl Heymanns Verlag, Köln 2000, ISBN 3452243311
[2] Berners-Lee, Tim: "Weaving the Web", Texere Publishing Ltd., Juni 2001, ISBN 0752820907
[3] Spiegel: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,7880,00.html
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